Unter die Haut: Female Empowerment hat viele Motive.

Es sind Grafiken, die unter die Haut gehen und Menschen und ihre Geschichten festhalten.
Wenn die Potsdamer Handpoke-Tätowiererin und Künstlerin Anika Meißner (ANI, 31) in ihrem eigenen, lichtdurchfluteten Studio in der Hermann-Elflein-Straße Motive sticht, die in ihren Kund:innen Emotionen erzeugen und nicht selten auch Geschichten aus vergangenen Tagen erzählen, ist sie in ihrem Element.
Die Auswahl ist durchmischt. Von kleinen Ottern über Vulven: Das, was ihre Kund:innen bewegt, darf bei ihr Raum für ein Motiv haben, das für immer bleibt.
Darüber hinaus setzt sie sich für Feminismus, Female Empowerment und Body Positivity ein.

Im Gespräch erzählt sie uns, warum gemeinsamer Support so wichtig ist und warum sie mit ihrer Arbeit Frauen inspiriert, ihren eigenen Weg zu gehen. 

 

Ani Meißner (blaeksprotte.art) ist Body Positivity ArtistAni - Du bist eine Potsdamer Künstlerin! Wie bist Du zu dem gekommen, was Du gerade machst?

Ich würde mich immer noch als Gründerin bezeichnen, da ich durch einige Phasen meiner Selbstständigkeit zu dem gekommen bin, was mich ich mit 100% Herzblut erfüllt.
Ich habe mich 2019 mit meinen Betonprodukten hauptberuflich selbstständig gemacht. Habe also die volle Eigenverantwortung ohne festes Einkommen nebenbei und bin seit 1,5 Jahren Handpoke-Tätowiererin.

Es war schon immer mein Traum, tätowieren zu dürfen und mit meinen Illustrationen in die Welt zu gehen!

Eigentlich hab ich mal Modenäherin gelernt, vielleicht liegt mir das Handpoken deswegen so gut (lacht).

Womit beschäftigt sich Deine Kunst?

Ich probiere mich selber aus, was mir gefällt und sich gut anfühlt.
Wahrscheinlich verarbeite ich damit auch meine eigene Gefühls- und Gedankenwelt.
Für die Kollektion von Marie und mir zum Beispiel liegt der Fokus definitiv auf Girlpower!

Du beschäftigst Dich viel mit Body Positivity und Female Empowerment. Wie bist Du auf das Thema gestoßen?

Ich entspreche selbst nicht der gesellschaftlichen Norm, jedenfalls sehe ich mich darin nicht bestätigt. Und das will ich auch nicht.
Ich möchte mein eigenes gutes Gefühl anderen mitgeben.
Auch beim Tätowieren ist mir das besonders wichtig. 99% meiner Kund:innen sind Frauen und ich möchte, dass sie sich wohl fühlen und strahlend mit einem positiven Selbstwert in die Welt gehen.
Wenn ich durch meine Arbeit wenigstens ein kleines Stück beitragen kann, freut mich das.
Gleichzeitig bin ich auch in einer Bubble aufgewachsen, in der so etwas kein Thema war und sich trotzdem alle gegenseitig supportet haben!

Gab es dafür eine Begegnung, ein Wunsch dahinter, weshalb Du dich damit auseinandersetzt?

Ich habe einige Lesungen besucht und versuche, mich immer wieder weiterzubilden, um "up to date" zu bleiben.
Mein Wunsch ist absolute Gleichberechtigung und jede:r soll leben, wie er:sie sich wohl fühlt. Ohne Wertung! Ich mein, das leben hält so viel bereit?!

Was bedeutet Body Diversity für dich?

Wow, schon lange nicht mehr so deepe Fragen bekommen, mag ich!
Bodypositivity bedeutet für mich ein leben ohne Einschränkungen, Gleichberechtigung, Selbstliebe und gleichzeitig mentale Ausgeglichenheit. Ein gegenseitiger Support auf allenen Ebenen, #mybodymychoice. 

Warum kam für dich die Zusammenarbeit mit "bleib sauber!" in Frage?

Der "bleib sauber!" ist für mich ein klares "one-women-business", das mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt.
An erster Stelle steht Marie mit ihrer ganzen Power die sie an den Tag legt. Ich kenne kaum Menschen, die dieses Pensum halten können und wollen. Ich finde den nachhaltigen Aspekt toll; es ist schon lange an der Zeit, die Mesnchen wach zu rütteln und etwas zu verändern. Dafür gibt es heutzutage viele Möglichkeiten, und der "bleib sauber!" ist für Potsdam einfach nen hipper Laden mit geilen Klamotten (lacht). 

Du hast einen Aufdruck für unsere neue Kollektion entworfen.
"NEIN HEIßT NEIN". Was steckt dahinter? Was hat dich dazu bewegt?

Das kommt ganz klar aus meiner Jugend und die damit verbundenen Feierkultur. Wie oft wurde ich von Cis-Männern angequatscht, ohne danach gefragt zu haben.

Ich wurde nachts auf meinem Heimweg verfolgt, ich habe auch schon K.O.-Tropfen in meinem Glas gehabt. Niemand hat das Recht, über andere zu bestimmen und zu denken oder über andere Grenzen gehen zu dürfen.
Mein Körper, meine Person, mein Nein.

Ich habe daraus gelernt, immer wieder klar zu formulieren, was ich möchte und was nicht. Damit bin ich bis jetzt gut durchs Leben gekommen, weil ich es für mich gestalte.
Ich weiß von meinem Umfeld, dass es nicht immer leicht fällt nein zu sagen.
Mir auch nicht. Für sich selbst einzustehen ist mir einfach wichtig und ich möchte das Anderen mitgeben. Und wenn das auf einem Sweater steht, dürfen das auch andere direkt lesen und denken vielleicht auch über den eigenen Tellerrand hinaus. Jedenfalls in meiner Vorstellung!

Female Empowerment: Pullover "Nein heißt Nein" von BlaekSprotte.artFemale Empowerment: Shirt von BlaekSprotte.Art

Übrigens: Die Kollektion von bleib sauber! x blaeksprotte.art findet ihr in unserem Online-Shop oder direkt bei uns im Laden in Potsdam.

Inwiefern ist Mode für Dich Ausdruck körperlicher Vielfalt?

Ist es für mich nicht, ich möchte einfach Menschen die Chance geben, Statements in die Welt zu geben, ohne ihre eigenen Grenzen im Ausdruck zu überschreiten.
Manchmal ist es einfach leichter "MY BODY, MY CHOICE" auf dem Shirt stehen zu haben, als immer wieder diskutieren zu müssen.
Körpervielfalt liegt für mich allein in der Schönheit und Einzigartigkeit jedes einzelnen Körpers. Was du trägst, um dich noch wohler zu fühlen oder deine Person zu unterstreichen, ist ganz dir überlassen!

Warum sollten wir uns alle mehr Supporten?

Weil Neid gar nichts bringt und Support uns gemeinsam für etwas einstehen lässt. Weil wir gemeinsam viel mehr erreichen und verändern können. Zusammen ist man einfach weniger allein (fasst sich ans Herz). 

Ani hat auch bei uns und unserer Arbeit im Laden für Umdenken gesorgt. Sie hat uns sensibilisiert, Themenanstöße gegeben, die auch heute noch für Umstrukturierungen sorgen. 
Und es ist für alle von uns ein Umdenken, ein Thema, dass für jede:n individuell zu verstehen ist. Gegenseitige Unterstützung und Hilfe - darum geht es auch uns. Gemeinsam sind wir stärker als allein.
Und umso gefühlvoller wir uns begegnen, desto näher rücken wir zusammen. 

Bilder: Pauline Putzig & Andi M. (Objektiv Betrachtet)

 

12.März.2023